pferdemanagementUnser Zuchtbetrieb hat immer Trends in Zucht und Haltung gesetzt. Teils haben wir unkonventionelle Ansätze entwickelt, die sich später landesweit durchgesetzt haben. So zählen wir zu den ersten Betrieben, die eine Offenstallhaltung implementiert oder den Jungpferden eine ganze Saison auf der Weide in der Wesermarsch gegönnt haben - Dinge, die heute viele namhafte Züchter in ihrer Haltung ebenso integriert haben.

Die Erkenntnisse und eine Vielzahl praktischer Tipps aus Jahrzehnten erfolgreicher Zucht, Aufzucht und Haltung von Pferden sind in einem Buch "vom Züchter für den Züchter" zusammengefasst. Einzelne ausgewählte Themen werden nachfolgend kurz angerissen.

Besamung

Die Stuten sind vor der Besamung in einem normalen Futterzustand, nicht überfüttert und ordentlich versorgt mit Mineralien und gutem Grundfutter.

Eine Besamung in der Fohlenrosse ist oft etwas unsicher, weil Fohlenstuten teilweise noch nicht ganz sauber sind. Wir spritzen die Stuten teilweise ab dem 18 - 20 Tag nach dem Abfohlen an und lassen zur Sicherheit eine Tupferprobe nehmen. Dies räumt uns für den Fall, dass Keime vorhanden sind, noch während der Rosse ausreichend Reaktionszeit ein. Bei Stuten, die spät abfohlen, nutzen wir auch die Fohlenrosse. Stuten die sehr viel Milch geben werden meistens auch in der Fohlenrosse besamt, sofern sie sauber sind. Wenn die Stuten richtig viel Milch geben, nehmen sie oft schwieriger auf.

Überdurchschnittliche hohe Trächtigkeitsquoten

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Wir versuchen immer frisches Sperma zu bekommen. Dafür wird manchmal weit gefahren. Die Besamung erfolgt möglichst auf dem Hof (Eigenbestandsbesamung), jeweils nachdem bei der Follikelkontrolle festgestellt wurde, dass der Ovulationszeitpunkt kurz bevorsteht. Bei konsequenter Nachkontrolle und gutem Sperma erzielen wir überdurchschnittlich hohe Trächtigkeitsquoten.
Unsere Erfahrungen hinsichtlich Spermaqualität waren im Laufe der Jahre unterschiedlich und mehrfach (nicht) zufriedenstellend.

Die Trächtigkeitsrate liegt meistens bei 90%.

Fütterung und Haltung während der Trächtigkeitsphase

Während der Trächtigkeit der Stuten wird besonderer Wert auf eine bedarfsgerechte Fütterung mit ausreichender Versorgung mit Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen gelegt.
Dabei werden die Bodenuntersuchungen, die Grundfutteruntersuchungen, sowie die Empfehlungen der Fa. Schade und Partner voll berücksichtigt.

Nach unserer Erfahrung ist die bedarfsgerechte Fütterung und Haltung der Mutterstuten und vor allem auch die Entwurmung während der Trächtigkeit von eminenter Bedeutung als Grundlage für
die Zucht von gesunden Fohlen und späteren Leistungspferden.

In den letzten beiden Monaten der Trächtigkeit, in denen das Fohlen noch ca. 50% des Eigengewichtes zunimmt (das sind bei einem Fohlen mit einem Geburtsgewicht von +/- 56kg 0,5kg pro Tag), erhalten die Stuten ca. 3 kg Kraftfutter pro Tag, zusätzliche Mineralstoffe und gutes Grundfutter, Heulage und ca. 3,5kg Möhren.

Damit soll sich das Knochengerüst des Fohlens kraftvoll entwickeln können. Eine Unterversorgung des Fötus kann nach unserer Auffassung schon eine Grundlage für Schäden im späteren
Lebensalter sein.

Fohlengeburt – der Geburtsvorgang

Bei nahendem Geburtstermin wird die Stute mit Wächtomat und Videokamera überwacht. Bei der Geburt sind wir anwesend. Wir sprechen mit der Stute, klopfen und streicheln sie zur Beruhigung. Sobald das erste Bein vom Fohlen da ist, versuchen wir vorsichtig das zweite Bein zu bekommen und dann den Kopf des Fohlens über die Beine zu legen. Sobald die Nase weit genug draußen ist, machen wir die Fruchthaut kaputt und streichen das Fruchtwasser aus der Nase des Fohlens, damit es atmen kann. Dann lassen wir es ruhig angehen und helfen unterstützend das Fohlen etwas
in Richtung des Euters zu ziehen.

Fohlengeburt King Julia Stakkato Gold
Fohlengeburt Gribaldis Sommermaerchen Wynton
Fohlendecke

Wurmkur und Immunabwehr

Einige Minuten nachdem das Fohlen geboren ist ziehen wir das Fohlen weiter zur Mutter, damit sie das Fohlen beschnuppern und ablecken kann. Die Nabelschnur reißt dann meistens ab. Dann wird
der Nabelansatz desinfiziert und das Fohlen erhält einen Einlauf, damit das Darmpech besser abgeht. Dem Fohlen spritzen wir 2ml Zylexis zur Erhöhung der Immunkräfte. Die Mutter erhält eine Wurmkur. Sobald die Nachgeburt abgegangen ist, werden Euter und Schweif der Stute gewaschen. Anschließend melken wir die Stute und geben diese erste Kollostralmilch mit 10ml Haemolytan
dem Fohlen zu trinken. Wenn wir am nächsten Morgen um 6:30 Uhr in den Stall kommen hat das Fohlen das Euter längst gefunden und springt meistens schon im Stall herum. Fohlen mit hohem Vollblutanteil stehen meistens schneller auf. Zur Fohlengeburt gibt es eine spezielle Verfahrensanweisung als Checkliste.

 

Die Aufzuchtphase der Fohlen und jungen Pferde

Die sanfte Methode

aufzucht fohlenDas Absetzen der Fohlen kann erhebliche Stresssituationen hervorrufen, die leicht zu Spätfolgen und Depressionen führen können. Um
das Selbstbewusstsein des Fohlens nicht zu schädigen, gehen wir nach der sogenannten „sanften Absetzmethode" vor, d. h. dass wir nicht das Fohlen von der Stute wegnehmen, sondern die Mutter aus der Gruppe.

Wenn die Fohlen +/- 3 Wochen alt sind, kommen sie wieder zu den anderen Zuchtstuten - nachts in den Laufstall - am Tage Weidegang.

Sobald die Fohlen +/- 5 Monate alt sind und sich gut entwickelt haben, erfolgt die Trennung von der Mutter. Das Fohlen verbleibt in der Gruppe zwischen den anderen Fohlen in der vertrauten Umgebung. Die Mutter wird aus der Gruppe weggenommen. Die ersten 3-4 Tage nach dem Absetzen lassen wir das Fohlen morgens und abends kurz zur Mutter, damit es noch mal saugen kann und das Euter der Mutter nicht so stramm wird. Unmittelbar nach dem Aussaugen wird das Fohlen in seine Gruppe zurückgebracht. So ist das Absetzen völlig problemlos und für das Fohlen fast stressfrei.

Artgerechte Haltung

Bei der Aufzucht von jungen Pferden legen wir großen Wert auf eine artgerechte Haltung.

aufzucht01Die Fohlen bis hin zu den 2-jährigen und die Zuchtstuten werden bei viel Bewegung auf der Weide und in den Offenställen mit freiem Auslauf, ausgewogener Fütterung und besten Luftverhältnissen, regelmäßigen Entwurmungen in Gruppen gehalten. Die Pferde werden, bei der Kraftfutterfütterung 2x täglich angebunden. Dieser 2 x tägliche Körperkontakt mit den Tieren, das Anbinden usw. erhöht das Vertrauen und unterstützen wesentlich die charakterliche Entwicklung und Prägung der Pferde. Das ist somit eine Investition für das ganze Leben des Pferdes!

Robuste, natürliche Aufzucht

Den zweiten Sommer verbringen die jungen Pferde meist in der Wesermarsch auf guter, nicht überdüngter Weide. Das bewirkt eine Stärkung der Abwehrkräfte und kommt der allgemeinen Vitalität der Pferde zugute. Eine robuste, natürliche Aufzucht – gepaart mit stetigem Menschenkontakt – ist eine Investition in die Zukunft der Pferde. Sie zahlt sich aus bei der Entwicklung des Fundamentes und der Organe, der Stärkung der Knochen und Beine und fördert die Robustheit, Gesundheit, Belastbarkeit und Langlebigkeit!

 

Die Ausbildung der jungen Pferde

Bei der Aufzucht und bei der Ausbildung werden die jungen Pferde äußerst schonend auf den späteren Einsatz als Turnierpferd vorbereitet. Damit soll sichergestellt werden, dass die Pferde Vertrauen bekommen, umgänglich und leistungsbereit sind. Sie sollen im Falle des Verkaufes dem Besitzer/der Besitzerin Freude bereiten!

Prägung und Gewöhnung

Das Anlernen der jungen Pferde beginnt bereits in den ersten Lebenstagen mit der Prägung der Fohlen, dem regelmäßigen Anbinden, der Hufpflege und dem Einüben des Verladens auf den Pferdeanhänger. Die reiterliche Grundausbildung erfolgt in dem eigenen Betrieb, zeitaufwendig, bei ruhiger Atmosphäre, mit Liebe und Zuwendung, um so den guten Charakter der Tiere weiter zu festigen. Sämtliche Pferde sind so umgänglich, schmiede- und verladefromm.

Sobald die Pferde 2 Jahre alt sind, werden sie, bevor sie auf die Sommerweide kommen, ca. 4 Wochen täglich longiert. Ab der 3. Woche, wenn sie sich so eingewöhnt haben, legen wir beim Longieren einen Sattel ohne Bügel auf.

Im darauffolgenden Herbst, ab +/- Oktober, fangen wir wieder mit dem Longieren mit Sattel an und reiten die jungen Pferde leicht an. Die jungen Pferde sollen sich nur daran gewöhnen, dass jemand auf dem Rücken sitzt – mehr zunächst nicht. Wir arbeiten besonders mit der Doppellonge.

Vorbereitung auf Stutenleistungsprüfung

Die jungen Stuten, die dann tragend sind, bekommen zuerst ein Fohlen und werden dann noch einmal besamt. Nach dem Absetzen des Fohlens wird das Anreiten wieder fortgeführt und die Stuten werden auf die Stutenleistungsprüfung vorbereitet. Das sind unsere Rohdiamanten.

Allgemeine Informationen zu Gesundheit und Pflege

Entwurmung

Jedes Jahr werden Kotproben untersucht, vorrangig bei den jungen Pferden. Wir nehmen Kotproben von der jeweiligen Pferdegruppe als Sammelkotprobe. Ist ein Pferd auffällig, nehmen wir von dem Pferd eine Einzelprobe. Dementsprechend werden die Wurmmittel ausgesucht. Fohlen bis zum 7. Monat werden alle 4 Wochen, alle anderen Pferde Mitte Dezember, Mitte April, Mitte Juli und Ende Oktober entwurmt.

Impfung

Herpes und Influenza: Alle Pferde werden regelmäßig gegen Influenza und Herpes geimpft. Bei den Fohlen erfolgt dies zunächst im Alter von ca. 8 Monaten mit Wiederholungsimpfung
nach ca. 6 Wochen. Danach im Rhythmus mit den älteren Pferden. Tetanusimpfung: bei den Fohlen wie oben bei Herpes/Influenza zunächst im Alter von ca. 8 Monaten 1. Impfung. Nach 6 Wochen erfolgt die Wiederholungsimpfung. Danach alle 2 Jahre am 30. Dezember.

Hufpflege

Bei sämtlichen Pferden werden im Rhythmus von 8 Wochen die Hufe ausgeschnitten und/oder ggf. neu beschlagen. Auch bei den Fohlen wird eine regelmäßige Hufkontrolle und „geradestellen" durchgeführt. Bis zum 7./8. Monat alle 4 Wochen. Danach wie bei den älteren Tieren. Bei der Vernachlässigung der Hufpflege können relativ schnell Verstellungen auftreten. Später auftretende und nicht erklärbare Lahmheiten sind vielfach auf schlechte Hufpflege und Fehlstellungen in der Jugend des Pferdes zurück zu führen.

Tierärztliche Behandlung

Bei der Pferdehaltung wird die Verordnung vom 24. September 2002 über Nachweispflichten von verabreichten Medikamenten eingehalten.
Unsere Auffassung: Bei optimalen Haltungs- und Fütterungsbedingungen braucht ein Pferd keine Medikamente. Wichtig: gute Stallverhältnisse (Licht, Luft, Sonnenschein, passende Stallgröße, gute Weiden, bedarfsgerechte und pünktliche Fütterung) und bedarftsgerechte Entwurmung und viel Bewegung.

Quarantäne

Waren Pferde in einem anderen Stall – zur Bedeckung, zum Turnier usw. – erhöhte Vorsicht!! Wir versuchen in solchem Falle, die Pferde möglichst 2 Wochen lang von den anderen Pferden zu trennen.

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